Meeresschwamm gegen Infektionskrankheiten

Würzburger Forscher suchen nach Wirkstoffen in karibischem Unterwasserbewohner

Quelle: Susanne Schmitt Ircinia felix
Quelle: Susanne Schmitt
Ircinia felix

(pte/ehj) Würzburg  – Auf der Suche nach wirksamen neuen Antibiotika verlagern die Forscher die Suche Richtung Korallenriffe. Ein Wissenschaftsteam der Universität von Würzburg hat nun einen speziellen karibischen Meeresschwamm als Lieferant neuer Arzneistoffe im Visier. Ircinia felix, so der lateinische Name des Tieres, könnte sich als Fundgrube entpuppen, berichtet die Universität Würzburg http://www.uni-wuerzburg.de.

Schwämme sind sehr einfache Organismen, die festgewachsen zum Beispiel in tropischen Riffen oder in der Tiefsee leben. „Viele von ihnen enthalten permanent jede Menge Bakterien, vermutlich weit über 100 verschiedene Arten. Genau das macht sie so interessant“, berichtet Susanne Schmitt vom Zentrum für Infektionsforschung an der Uni Würzburg im pressetext-Gespräch. „Bakterien können Antibiotika und andere Naturstoffe produzieren, die möglicherweise für die Behandlung von Infektionskrankheiten geeignet sind“, berichtet die Forscherin aus der Arbeitsgruppe von Ute Hentschel. „Ehe es zur Entwicklung neuer Medikamente kommt, ist Grundlagenforschung nötig“, so Schmitt. Einerseits werden Bakteriengruppen gezielt kultiviert, andererseits suchen die Forscher nach neuen Schlüsselenzymen.

Schmitt geht unter anderem der Frage nach, wie die Bakterien überhaupt in die Schwämme hineingelangen. „Die frei schwimmenden Larven, die ein erwachsener Schwamm im Zuge seiner Fortpflanzung ins Meerwasser entlässt, bekommen die Untermieter von ihrem Elternschwamm mit auf den Weg. Die Larven setzen sich dann an anderen Orten fest, wachsen heran und müssen dabei von Anfang an nicht auf ihre ‚Hausbakterien‘ verzichten“, erklärt die Wissenschaftlerin. Allerdings gebe es immer noch zahlreiche Rätsel, die die Schwämme den Forschern aufgeben. So ist bisher nicht eindeutig geklärt, welche Funktionen die Bakterien für die Schwämme haben. Die Vermutungen sind dahin gehend, dass die Bakterien giftige Stoffe produzieren, die eventuelle Fressfeinde davon abhalten, die Schwämme zu verzehren. Eine andere Möglichkeit könnten die Bakterien im Stoffwechsel der Schwämme spielen, indem sie zum Beispiel dessen Abfallprodukte weiter abbauen.

Für ihre Arbeit hat Schmitt an karibischen Riffen vor der Küste Floridas Larven des Schwammes Ircinia gesammelt. Ein Teil davon wuchs in kleinen Containern am Riff zu Jungschwämmen heran. Im Labor verglich die Forscherin anschließend die Bakterien der erwachsenen Schwämme mit denjenigen der Larven und Jungschwämme. Dafür setzte sie eine Kombination aus mikroskopischen und molekularen Techniken ein.